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Gut Bustedt

Das Gut Bustedt - die 3. Station des Hiddenhauser Geschichtsweges

Gutsweg 35
32120 Hiddenhausen

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Gut Bustedt

Station 3

Gut Bustedt

Gut Bustedt wurde um 1415 von dem Ritter Heinrich Ledebur als Wasserburg erbaut, und zwar auf Ländereien, die Eigentum des Herforder Damenstiftes waren. Das führte zum bewaffneten Konflikt. Heinrich Ledebur unterlag seinen Gegnern; er musste Bustedt räumen. Die Burg ging in den Besitz der Grafen von Ravensberg über und wurde Landesburg.

In den folgenden 2 Jahrhunderten wurde Bustedt zusammen mit dem ehemals lippischen Amt Enger an den ranghöchsten Beamten der Grafschaft Ravensberg, den Drosten, verpfändet. Für Raubritter war hier kein Platz. Unter den Pfandinhabern hat die Familie Nagel eine besondere Rolle gespielt.

Sie hat Bustedt über 100 Jahre besessen. Spuren ihres Wirkens lassen sich noch heute in Hiddenhausen finden. Die Zeit der Verpfändung endete mit der Übernahme der Grafschaft Ravensberg durch das Haus Brandenburg. 1649 erhielt Wolf Ernst von Eller, ein enger Vertrauter des Großen Kurfürsten, Bustedt als „Lehen" und damit das Recht, den Besitz in seiner Familie zu vererben. Um diese Zeit hatten die Wasserburgen längst ihre militärische Bedeutung eingebüßt. W.E. von Eller ließ deshalb die mittelalterliche Burg unter Verwendung der alten Bausubstanz zum Wasserschloss umbauen. Das Herrenhaus auf der ehemaligen Hauptburg erhielt dadurch sein heutiges Aussehen.

Bis 1819 blieb Bustedt im Besitz der Familie von Eller. In diesem Jahr verstarb der letzte Besitzer, ohne leibliche Nachkommen zu hinterlassen. Er vererbte den Familienbesitz dem Gatten seiner Nichte Therese, dem Major K. Chr. von Eberstein. Der Erbe musste sich verpflichten, den Namen von Eller anzunehmen und seinem Familiennamen voranzustellen. So entstand der Doppelname von Eller­Eberstein.

Seit dieser Zeit hielten sich die jeweiligen Besitzer nicht mehr ständig in Bustedt auf. Sie bemühten sich, den Besitz zu erhalten und ihn ungeschmälert von Generation zu Generation weiterzureichen, konnten letztendlich aber den Verfall nicht aufhalten. 1964 verkaufte der letzte Besitzer das Gut an das Amt Herford-Hiddenhausen, den Rechtsvorgänger der heutigen Großgemeinde.

Die zum Gut Bustedt gehörenden Gebäude stehen auf zwei Inseln, die man früher Vor- und Hauptburg nannte. Beide Inseln sind von breiten Gräften umgeben. Die Hauptburg, auf der das Herrenhaus steht, ist nur über die Vorburg zu erreichen. Das Herrenhaus, ein schlichter Zweiflügelbau mit Wohnturm,

wurde zwischen 1649 und 1662 von dem schon erwähnten Rittmeister W. E. von Eller zum Wasserschloss umgebaut. Ältester Bauteil ist wohl der Turm, der mit seinen vier Geschossen den Typ der „Wohnturmburgen" verkörpert. Ursprünglich war er nur von außen über Leitern begehbar. Nord- und Ostflügel haben ihr Aussehen im Zuge der Umbaumaßnahmen vor 1662 erhalten. Die steinerne Brücke, die zur Vorburg führt, ist mit dem Portal erst in der Barockzeit errichtet worden. Auf der Vorburg standen ursprünglich zwei Wirtschaftsgebäude, das Kuh- und das Bauhaus. Das Wirtschaftsgebäude auf der Osthälfte der Vorburg wurde noch im 19. Jahrhundert abgerissen.

 

Der Verkauf des Gutes an das Amt Herford-Hiddenhausen führte zu tief greifenden Veränderungen. Die einst landwirtschaftlich genutzten Flächen wurden parzelliert und an Industriebetriebe verkauft. Eine sinnvolle Nutzung des alten Gutsgebäudes war weitaus schwieriger zu finden.

1982 pachtete schließlich der Verein Biologie-Zentrum das alte Wasserschloss, baute es im Zusammenwirken mit dem Amt für Denkmalpflege und mit Mitteln des Landes NRW, des Kreises und der Gemeinde Hiddenhausen Schritt für Schritt um. Die Räume im Turm wurden für Unterrichtszwecke umgestaltet. Im Nordflügel entstand ein neuzeitliches Treppenhaus, und das

Wirtschaftsgebäude auf der Westvorburg wurde zum Bettenhaus umgebaut. Schüler und Lehrer aller Schulformen können nun in ein- oder mehrtägigen Kursen Biologie „zum Anfassen" erleben.

Die liebevoll restaurierten Räumlichkeiten werden von der Gemeinde Hiddenhausen als Trauzimmer genutzt und zahlreiche Paare geben sich in dieser schönen Umgebung das Ja-Wort.

Besonders erwähnenswert sind die klassizistischen Wandmalereien, die in zwei Räumen zu sehen sind.

Mittels überlieferter Prozessakten konnte der Maler und die genaue Entstehungszeit der Wandmalereien, die figürliche und ornamentale Darstellungen beinhalten, bestimmt werden. 1799 schuf der Maler Cordes aus Rheda diese Wandmalereien. Bei seiner Ausführung benutzte Cordes Malvorlagen, die höchstwahrscheinlich aus dem „Magazin für Freunde des guten Geschmacks" entnommen wurden und in den Jahren 1794-1800 zu beziehen waren.

Weitere Auskünfte:

Biologie-Zentrum Bustedt, Tel. 05223 87031, www.gutbustedt.de

Standesamt der Gemeinde Hiddenhausen, Telefon 05221  964-215

Literatur:
Liesche, Franz: Gut Bustedt
herausgegeben vom Verein Biologie-Zentrum Bustedt, Hiddenhausen 1987.

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