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Station 1

Der Uhrenturm der Margarinefabrik Meyer-Lippinghausen

Vor dem Rathaus in Lippinghausen steht ein Uhrenturm, der nicht so recht zur vorhandenen Bebauung passt. Dieser Turm ist ehemals das „Wahrzeichen" von Lippinghausen gewesen, der letzte bauliche Rest der einst so bekannten Margarinefabrik Meyer-Lippinghausen.

Firmengründer war Hermann Meyer, ein vielseitiger Geschäftsmann. Auf seinen ausgedehnten Geschäftsreisen hatte er die Magarineherstellung kennen gelernt und erkannt, welche Bedeutung das künstlich hergestellte Speisefett in Zukunft haben würde. 1895 begann er selbst „den Butterersatz" herzustellen. 1904 gelang ihm der Durchbruch. Auf den Ausstellungen in Paris, Brüssel und Antwerpen wurde die Margarine aus Lippinghausen mit goldenen Medaillen ausgezeichnet. Von nun an ging die Geschäftsentwicklung stürmisch voran. Die Margarinefabrik an der Bünder Straße wurde Jahr für Jahr erweitert: 1905 entstand das „Kontorhaus" mit dem Uhrenturm als Dachreiter, 1906 erhielt die Firma einen eigenen Gleisanschluss an das Schienennetz der Herforder Kleinbahn, 1909 den zweigeschossigen Bau der Ölraffinerie erweitert. Den Abschluss der Baumaßnahmen vor dem Ersten Weltkrieg bildete der Bau des Kesselhauses mit dem dazugehörigen Kohlenlager.

Der Erste Weltkrieg und die Verhältnisse in der Inflationszeit bremsten die weitere Entwicklung, und als diese Schwierigkeiten überwunden waren, gab es andere, nicht minder ernste Probleme. Seit 1900 war es in ganz Deutschland zur Gründung zahlreicher Margarinefabriken gekommen. Die aufgebauten Produktionskapazitäten führten in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zur Vertrustung dieses Gewerbezweiges. Die Lippinghauser Margarinefabrik konnte sich ihre Selbständigkeit erhalten und durch Krieg und Nachkriegszeit bewahren.

Im Jahr 1969 kam das Ende. Die Firma war dem internationalen Konkurrenzdruck nicht mehr gewachsen und wurde an einen belgischen Konzern verkauft. 1971 verließen die letzten Margarinewürfel Lippinghausen, dann So sah der Betrieb Meyer-Lippinghausen um 1910 aus, am linken Bildrand erkennt man das Verwaltungsgebäude mit dem Uhrenturmwurde die Produktion stillgelegt. 1981 erfolgte die Umbenennung in „Meylip Nahrungsmittelgesellschaft". Anfang 1984 bezog die Firma in Herford ein neues Verwaltungsgebäude.

In Lippinghausen wurden die alten Bauten, unter anderem das Kontorhaus und die Ölraffinerie mit ihren klar gegliederten Fassaden und Schmuckelementen, die ganz in der Tradition des 19. Jahrhundert stehen, abgebrochen und somit auch das Lebenswerk Hermann Meyers, der zu den Industriepionieren Ostwestfalens zählt, zerstört. Der Abbruch der alten Fabrikgebäude erfolgte unter Protesten der Lippinghauser Bevölkerung.

Zu spät kam für „das wichtigste Bauwerk der wilhelminischen Epoche", so die Denkmalschützer, die Würdigung als Baudenkmal. 

Lediglich der Uhrenturm, der sich als Dachreiter auf dem Kontorhaus befand und das ehemalige Wahrzeichen von Lippinghausen war, ist erhalten geblieben.

Nach jahrelanger Standortdiskussion entschloss man sich, den Meylip-Uhrenturm auf dem Gelände des Rathauses aufzustellen. Hier bildet er einen reizvollen Kontrast zur Archi­tektur des Verwaltungsgebäudes.

Das am Fuße des 11 m hohen Uhrenturmes sichtbare Uhrwerk wurde mit handwerklichem Geschick liebevoll restauriert. Es stammt aus dem Jahre 1904 und wurde von der Firma Ed. Korfhage & Söhne aus Melle gebaut.

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