Station 12
Das Franzosengrab
In Oetinghausen steht unweit des Sportplatzes Oetinghausen an einer Wegegabel eine stattliche Eiche. Die Einheimischen nennen seit alters her diesen Ort „Franzosengrab". Im Schatten der mächtigen Baumkrone hat man für Wanderer einen Rastplatz eingerichtet. Um Tisch und Bänke herum liegen - scheinbar planlos verteilt -14 Steine, von denen die größten einen Durchmesser von 1 m haben. Kaum einer beachtet sie, kaum jemand weiß, wie sie hierher gekommen sind.
Die 14 Steinblöcke hat man vor Jahrzehnten in der Lippinghauser Ziegeleigrube gefunden. Das Eis der Eiszeit hat sie nach Lippinghausen transportiert. Im Gegensatz zu den meisten „Findlingen", die aus hartem Felsgestein mit glattpolierten Außenflächen bestehen und meist aus Skandinavien stammen, handelt es sich hier um einen grobkörnigen, braungefleckten Sandstein mit geringen Schleifspuren. Dem Lehrer und Geologen Reinhold Lädige gelang es, die Herkunft dieser Steine ausfindig zu machen. Gestein von gleicher Beschaffenheit findet man als „Portasandstein" im Wiehen- und Wesergebirge wieder. Die Steine am Franzosengrab haben also keinen langen Weg zurückgelegt. Portasandsteine wurden auch in 16 weiteren Bodenaufschlüssen im Kreis Herford gefunden, in keiner Grube aber so große Steinblöcke wie in Lippinghausen. Deshalb hat man vor Jahrzehnten die Steine geborgen und an ihren heutigen Platz gebracht. Als geologisches Denkmal sollen sie an die Eiszeit erinnern.
Im Laufe der Jahre geriet die Bedeutung der Steine in Vergessenheit, nicht aber der Sagenkranz, der sich um diesen abgelegenen Ort rankt. Gefallene französische Soldaten sollen hier ihre letzte Ruhe gefunden haben. Da es keinen schriftlichen Beleg darüber gibt, gehen die Meinungen auseinander. F. Pahmeyer glaubte, dass hier Soldaten aus der Armee Napoleons bestattet wurden; W. Schürstedt brachte die Gefallenen mit der Schlacht bei Gohfeld im Jahr 1758 in Verbindung.
Da, wie schon erwähnt, niemand etwas Genaues weiß, wollte sich schon vor Jahrzehnten der Colon Meyer aus Oetinghausen durch Graben Gewissheit verschaffen, musste aber wegen eines plötzlichen Todesfalls aufgeben. Die Nachbarn sahen darin die gerechte Strafe für einen Grabschänder, und so hat bis auf den heutigen Tag niemand mehr gewagt, der Sache auf den Grund zu gehen. Wie dem auch sei. - Vom Franzosengrab aus hat der Wanderer bei klarer Sicht einen ausgezeichneten Rundblick. Er reicht vom Wiehengebirge über den Schweichler Berg bis zum westlichen Industriegebiet der Stadt Herford.
Literatur:
Pahmeyer, Friedrich: Die Findlinge am Franzosengrab - in: „Unser Hiddenhausen" Nr. 1/1989, herausgegeben vom Verkehrsverein der Gemeinde Hiddenhausen.
Coring, Wilhelm: Oetinghausen, ein Dorf in 9 Jahrhunderten - Oetinghausen, 1983 - auf 5.129 Nachdruck eines Aufsatzes von W. Tielbürger: Der Elsternbusch in Oetinghausen, in: RH Nr. 1/1930.